Am 12. Dezember wurden im Kreishaus die Ergebnisse der Erwartungs- und Bedarfsanalysen und der Kampagne „Moin. Mobilität nachgefragt – Dialoge im Landkreis Osnabrück 2022“ vorgestellt. Nach einer 18-monatigen Projektarbeit präsentierte die CIMA als beauftragtes Projektbüro die Erkenntnisse aus einer Datenanalyse und umfangreichen Bürger- und Expertenbefragungen. Deutlich zeigt sich: Der Landkreis Osnabrück ist aktuell eine Autofahrer-Region. Das Auto wird häufiger als Verkehrsmittel gewählt als in den umliegenden, ländlichen Kreisen. Aber: die Menschen sind bereit umzusteigen. Dafür wünschen sie sich unter anderem eine gute Infrastruktur fürs Fahrrad sowie eine bessere Verknüpfung zwischen Bahn- und Busverkehr.
Hohe Auto-Dichte heißt auch: Viel Potenzial für Veränderung
Das Auto wird für 66 Prozent der Wege im Landkreis Osnabrück ausgewählt. Das ist häufiger, als in umliegenden ländlichen Kreisen. Zum Vergleich: Im Kreis Steinfurt sind es 57 Prozent.
Die Fahrgastzahlen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind tendenziell eher rückläufig und das Fahrrad spielt eine kleinere Rolle als in Nachbarregionen. Somit sei der Verkehr im Landkreis auch ein besonders großer Hebel, um in diesem Sektor klimaschädliche Treibhausgase zu reduzieren, erläuterte Gerhard Becher von der CIMA.
Gute Fahrradwege. Bessere Busverbindungen
Was können Hebel für den Umstieg sein? Fast 84 Prozent der Menschen würden das Rad gern häufiger nutzen, 76 Prozent den Bus. Was muss dafür passieren? Als Top-Wünsche wurden genannt: mehr und sicherere Radwege, regelmäßigere Busverbindungen an Werktagen und die bessere – zeitliche und räumliche - Verknüpfungen von Bus, Bahn und Fahrrad. „Finanzielle Anreize wie zum Beispiel das von Bund und Ländern geplante Deutschlandticket oder das Schüler- und Azubi-Ticket des Landkreises sind natürlich auch wichtig“, erläutert Becher. „Aber nur, wenn eben auch Busse und Bahnen fahren.“
Unternehmen: Guter ÖPNV wichtig für Mitarbeitende
Auch die Unternehmen der Region sehen eine steigende Bedeutung des öffentlichen Verkehrs. Insbesondere für die Fachkräftegewinnung ist die Erreichbarkeit des Unternehmens ohne eigenes Auto ein Standortfaktor. 69 Prozent der Unternehmen bewerteten Mitarbeiterverkehre als sehr wichtig. Dieser Wert übertrifft damit sogar die Bedeutung der Lieferverkehre (49 Prozent) und Kundenverkehre (49 Prozent).
Thema bewegt die Menschen
Landrätin Anna Kebschull freut sich über die hohe Beteiligung an den Befragungen: „Mehr als 5.000 Menschen und circa 700 Unternehmen haben sich die Zeit genommen, sich an unseren Umfragen zu beteiligen. Das unterstreicht die große Bedeutung des Themas. Und bildet eine wichtige Grundlage, um jetzt ein tragfähiges Zukunftskonzept für die Mobilität im Landkreis zu entwickeln.“ Ihr besonderer Dank gilt den Kommunen, ohne deren Unterstützung die Umsetzung der repräsentativen Umfrage nicht möglich gewesen wäre.Tobias Avermann, Sprecher der Bürgermeisterkonferenz, betont: „Es ist gut, dass repräsentative Ergebnisse auch für jede Kommune vorliegen. Neben einer kreisweiten Betrachtung können so auch Anliegen und Besonderheiten vor Ort berücksichtigt werden.“ Dies sei insbesondere auch im Hinblick auf die strukturellen Unterschiede, zum Beispiel zwischen Nord- und Südkreis, zentral.
Konzept in 2023
Im Jahr 2023 werden die Ergebnisse des Projektes die Basis für die Entwicklung des kreisweiten Mobilitätskonzept sein. Dazu gehören auch neue Finanzierungskonzepte für den öffentlichen Verkehr. Kreisrat Winfried Wilkens ergänzt: „Die Studie hilft auch, um die effizientesten und akzeptiertesten Maßnahmen zu bestimmen. Die Ergebnisse aus den Analysen bestätigen außerdem unsere laufenden Projekte. So arbeiten wir bereits sehr intensiv an einer besseren Bus-Schiene-Verknüpfung und werden auch mit dem Förderprojekt MOIN+ weitere Schritte beim Ausbau des Nahverkehrs machen können. In einem anderen Modellprojekt werden derzeit Radwegestandards für Berufspendler im ländlichen Raum erarbeitet.“
„Ein Meilenstein für die Mobilitätswende im Landkreis Osnabrück“, schließt Gerhard Becher von der CIMA seinen Vortrag. Der Abschlussbericht ist insgesamt 350 digitale Seiten dick. Viel erreicht. Und viel zu tun.