650 Schüler und 42 Unternehmen hatten jetzt die Chance, sich auf der Ausbildungsmesse „Azubis werben Azubis“ in Bad Rothenfelde kennenzulernen. Organisiert von der kommunalen Arbeitsvermittlung Maßarbeit und der Gemeinde Bad Rothenfelde konnte die Messe nach zweijähriger Corona-Pause endlich wieder als Präsenzveranstaltung stattfinden.
Auf dem Gelände der Firma Meykratec Hebetechnik GmbH, auf dem sonst Hebebühnen und –kräne vermietet, verkauft und gewartet werden, warben die Unternehmen um Bewerber für ihre Ausbildungsplätze - zum Teil noch für dieses Ausbildungsjahr. Die Jugendlichen konnten sich über die Berufe und die Unternehmen informieren und eventuell schon ihre potenziellen Kollegen kennenlernen. Das geschah „auf Augenhöhe“, denn an den Ständen der Unternehmen empfingen nicht die Personalverantwortlichen, sondern deren Auszubildende die Schüler. Und das funktionierte: Die 16-jährige Nele hatte sich schon im Unterricht mit den Unternehmen beschäftigt und besuchte jetzt die drei, die sie interessant fand. „Es ist irgendwie leichter, an den Ständen ins Gespräch zu kommen, wenn die Leute in unserem Alter sind“, meinte sie.
Die Vorteile dieses Konzepts unterstrich auch die Erste Kreisrätin Bärbel Rosensträter bei ihrer Begrüßung. Sie motivierte die Jugendlichen, diese Gelegenheit zur Kontaktaufnahme mit den Betrieben zu nutzen, denn sie komme in so reichhaltiger Form so schnell nicht wieder. „Ich habe zuhause Zwillinge und kriege sehr hautnah mit, was es heißt sich für einen Beruf zu entscheiden. Toll, dass es dieses Angebot gibt.“ Auch Klaus Rehkämper als Bürgermeister der gastgebenden Gemeinde Bad Rothenfelde hielt es für „sinnvoll, dass die Schüler hier mit Azubis und nicht mit Chefs in Kontakt kommen“. Nach den Grußworten ging’s auf den Messerundgang mit seinen Bürgermeister-Kollegen Tobias Avermann aus Bad Laer, Daniel Große-Albers aus Bad Iburg, Eugen Görlitz aus Dissen und Marc Schewski aus Hilter.
Der Arbeitsmarkt habe sich in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren deutlich verändert, berichtete Frank Bertram vom Organisationsteam der Maßarbeit. „Heute müssen wir Unternehmen absagen, die auf uns als Veranstalter zukommen und mitmachen wollen. Früher mussten wir sie von der Teilnahme überzeugen.“ Auch Petra Middelberg von der Bäckerei Middelberg in Hilter-Sentrup betonte die Notwendigkeit von Personalmarketing-Aktivitäten, da der Beruf des Bäckers schon wegen der Arbeitszeiten nicht besonders attraktiv für junge Menschen sei. „Einige können wir dann mit einem mehrwöchigen Einsatz in unserer Filiale auf Norderney locken“, sagte sie.
Schon im Vorfeld der Messe hatten die Ausbildungslotsen der Maßarbeit allen teilnehmenden Schülerinnen und Schülern der weiterführenden Schulen im Südkreis ein so genanntes Laufbuch zur Vorbereitung an die Hand gegeben. Neben einer Liste der teilnehmenden Unternehmen und ihren Ausbildungsberufen enthielt es auch einige „Hausaufgaben“, eine Vorlage für Visitenkarten und Verhaltenstipps, wie den Hinweis auf angemessene Kleidung und eine höfliche Verabschiedung. Mit diesem Laufbuch war auch Eileen von der Oberschule in Bad Laer unterwegs: „Ein paar Azubis kannte ich sogar noch aus der Schule. Und die Arbeitsproben fand ich richtig cool!“. Am Stand der Firma „Feldhaus Klinker“ konnten die potentiellen Auszubildenden aus einem Stück Ton einen Klinker formen und Buchstaben oder Zahlen hinein prägen, was Tobias Avermann, der Bürgermeister der Gemeinde Bad Laer auch probierte. Azubi Tom Quirko, der hier im zweiten Jahr den Beruf des Industriekeramikers lernt, erklärte: „Der Rohling wird bei uns im Unternehmen gebrannt und kann dort abgeholt werden,“ - gleich eine zweite Chance also für die Jugendlichen und das Unternehmen, sich gegenseitig zu beschnuppern.
Ein Gabelstapler-Modell per Fernsteuerung durch einen Parcours navigiere, konnten die Schüler beim Gabelstapler-Vertrieb Schlüter aus Hilter. Vertriebsleitern Anja Meyer zu Drewer berichtete von ihren guten Erfahrungen mit dem ebenfalls von der Maßarbeit organisierten Speed-Dating: „Wir haben drei Gespräche geführt und zwei Azubis gefunden“. Beim Speed-Dating kommen potentielle Azubis und Unternehmen zusammen und haben 15 Minuten Zeit, sich kennenzulernen. Danach wird gewechselt. Die beiden Auszubildenden des Steuerberatungsbüros Ingenpass, Paul Kolkmeyer und Lukas Wienke, ließen
die interessierten Schüler Quizfragen zu betriebswirtschaftlichen Themen nach dem Rate-Klassiker „Der große Preis“ beantworten. „Da bin ich raus“, glaubte der 17-jährige Tom aus Bad Laer, als er schon die dritte Frage nicht beantworten konnte. Auch eine Erkenntnis, die man auf der Messe bekommen konnte: Zu wissen, was man nicht machen möchte - oder kann.